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Inhaltliche Schwerpunkte in der Forschung­

  •   empirische Unterrichtsforschung als Beitrag zur empirischen Fundierung der Fachdidaktik des ernährungsbezogenen und haushaltsbezogenen Unterrichts
  •  Ernährungs- und Verbraucherbildung im Kontext globalen Lernens
  •  Lernen in und mit virtuellen Welten: Auslotung hochschuldidaktischer Chancen und Grenzen von Online-Kooperationsseminaren und von Lehren und Lernen in virtuellen Lernszenarien

 

Forschungsmethodischer Schwerpunkt

integrierter qualitativer Forschungsansatz der Ethnographie in Kombination mit verschiedenen Formen Qualitativer Inhaltsanalyse im Kontext fachdidaktisch orientierter empirischer Forschung

 

Forschungsperspektiven

Der in der Habilitationsschrift fundierte Forschungsschwerpunkt in der empirischen Unterrichtsforschung soll für eine empirische Fundierung der Fachdidaktik des ernährungs- und haushaltsbezogenen Unterrichts genutzt werden. Eine der Hauptaufgaben im Rahmen der Forschungstätigkeit an der Universität Wien ist: Aufbau eines eigenständigen Forschungsprofils in der Fachdidaktik der Ernährung zur empirischen Fundierung der Fachdidaktik, z.B. im Bereich fachdidaktisch orientierter Unterrichtsforschung in der Ernährungsbildung, auch in Vernetzung mit Ernährungswissenschaften und fachnahen Fachdidaktiken.

Aktuelle Projekte

Dissertationsprojekt zur Urteilsksompetenz in der Ernährungs- und Verbraucher:innenbildung (EVB)

1)     State of the Art: Urteilskompetenz im Bereich der EVB  - Ein Überblick 

Die Themen im Bereich der Ernährung, Gesundheit und Konsum (EVB) sind von Natur aus komplex und erfordern einen multidisziplinären Ansatz (Angele et al., 2021; Wagner-Kerschbaumer & Angele, 2023). Während andere Fachdidaktiken sich schon seit geraumer Zeit mit dem Thema der (ethischen) Urteilskompetenz beschäftigen, ist die Forschung im Bereich EVB zu dieser Thematik vergleichsweise begrenzt (Marchand, 2015; Woltran, 2020; Pfeffer, 2023).

In den naturwissenschaftlichen Fächern lag der Schwerpunkt oft auf dem Urteilsbildungsprozess und dem Ergebnis, wie beispielsweise dem Überprüfen oder Widerlegen von Hypothesen (Alfs & Hößle, 2012). Im Gegensatz dazu betonen sozial- und geisteswissenschaftliche Fächer sowie neuere fachdidaktischen Forschungen im Kontext der Urteilsfähigkeit die Bedeutung interpretativer und argumentativer Fähigkeiten. Diese sind entscheidend, um komplexe Phänomene und deren Kontexte zu verstehen und sich entsprechend zu positionieren (Kirschner, 2023; Angele et al. 2022; Dubs, 2021; Sander, 2017; Marchand, 2015). EVB zeichnet sich durch seine inhärente Multiperspektivität und Multidimensionalität aus und befindet sich an der Schnittstelle zahlreicher Disziplinen. Dies macht die Frage nach der Modellierung von Urteilskompetenz in diesem Kontext äußerst spannend.

2)     Zielsetzung des PhD-Projekts

Die Hauptziele dieses PhD-Projekts sind vielschichtig. Es geht darum,

  •        herauszufinden, wie sich Lernende trotz der zunehmenden Komplexität in den Themenfeldern Ernährung (Nutrition), Gesundheit (Health) und Konsum (Consumption) selbstständig, reflektierte Urteile bilden können
  •       Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, Urteilskompetenz trotz der komplexen Wissensbestände in diesen Bereichen zu entwickeln, indem zielgruppenspezifischen Lernarrangements für den schulischen Kontext gestaltet werden
  •        die Modellierung von Urteilskompetenz im Fachbereich EVB weiter voranzubringen.

3)     Methodik

Das Forschungsdesign basiert auf dem Design-Based Research-Ansatz (Euler & Sloane, 2014). In der Explorationsphase werden zum einen Fachliteratur studiert und Experteninneninterviews mit Lehrkräften der Sekundarstufe 1 in Österreich geführt. Diese qualitativen Daten werden nach Kuckartz & Rädiker (2020 & 2022) strukturiert und zusammenfassend analysiert.

Auf Basis einer systematischen Literaturanalyse und der Interviews werden Lernanlässe und -settings entwickelt, die in einem zweiten Schritt in drei Schulstandorten und insgesamt sechs Klassen der Sekundarstufe I erprobt werden. Die Lernmaterialien und die methodischen Unterrichtsmittel werden für eine erneute Erprobung in denselben Schulstandorten in sechs weiteren Klassen überarbeitet.

Die vorliegenden videographischen Daten, die bei der Erprobung gewonnen werden, werden mittels qualitativer Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2020; Kuckartz & Rädiker, 2022) ausgewertet, wobei eine strukturierende und zusammenfassende Vorgehensweise angestrebt wird, um die erstellten Lerndesigns und Aufgabenformate auf ihre Anwendbarkeit hin zu überprüfenIm Rahmen des Forschungsprojektes wird auch eine Daten-Triangulation angewendet. Verschiedene Datenquellen sollen in den einzelnen Teilschritten miteinbezogen werden, um ein möglichst umfassendes Verständnis zum Thema Urteilskompetenz zu den Fragestellungen des PhD-Projektes zu gewinnen.

So werden bei den Interviews neben den Transkripten auch Gedankenprotokolle der Interviewführenden mit integriert, sowie die vorab in den Einverständniserklärungen erfassten Daten zu den Lehrkräften. Bei den Unterrichtsvideographien sollen neben den Transkripten zu den Videos, in der Datenauswertung auch Beobachtungsprotokolle und Feldnotizen der Forschenden in die Daten mit integriert werden, um eine möglichst umfassende Sichtweise auf das Unterrichtsgeschehen zu bekommen.

Darüber hinaus werden die erhobenen Daten auch im Schritt der persönlichen Validierung, durch die Teilnehmenden überprüft. Diese Form der Rückmeldung, dient dazu, die Richtigkeit und die Relevanz der gesammelten Informationen zu gewährleisten.

Dieser iterative Prozess trägt dazu bei, potentielle Verzerrungen zu minimieren. Ein weiterer Schritt um zu gewährleisten, dass der Schritt der Datenauswertung im PhD-Projekt konsistent und zuverlässig erfolgt, sind die Durchführung eines Intracoder- sowie Intercoder-Reliabilitätschecks. Der Intercoder-Reliabilitätscheck wird zu mehreren Zeitpunkten der Datenauswertung mit versierten fachdidaktisch und qualitativ Forschenden durchgeführt werden. Diese Maßnahmen tragen zur methodischen Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Forschungsergebnisse bei.  

Supervisor:innen: Assoz. Prof. Dr. Claudia Maria Angele, Prof. Dr. Katharina Groß, Univ.-Prof. Dr. Karl-Heinz Wagner

Phd-Candidate:     Rebecca Wagner-Kerschbaumer 

 

Literatur: 

Alfs, N., Heusinger von Waldegge, K. & Hößle, C. (2012). Bewertungsprozesse verstehen und diagnostizieren. Zeitschrift für interpretative Schul- und Unterrichtsforschung, 1, 83–112.

Angele, C., Buchner, U., Michenthaler, J., Obermoser, S. & Salzmann-Schojer, K. (2021). Fachdidaktik Ernährung: ein Studienbuch. Waxmann.

Angele, C., Leitner, G., & Kuld, L. (2022). Be aware of diversity and deal with it – Lernen aus Dilemmata. Haushalt in Bildung & Forschung, 11(2), 61–70. doi: 10.3224/hibifo.v11i2.05

Dubs, R. (2021). Überlegungen zur moralischen Urteilskompetenz aus der Sicht der Unterrichtspraxis in Wirtschaftsfächern. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 117(1), 127–139. doi: 10.25162/zbw-2021-0006

Euler, & Sloane, P. F. (2014). Design-Based Research (Vol. 27). Steiner. 

Kirschner, A. (2023). Kann man Schüler:innen auf die Zukunft vorbereiten? Sollte man es? [Vortragsmitschrift und Präsentation]. Vortrag im Rahmen der Imst Tagung 2023, Innsbruck, Tirol, Österreich.

Kuckartz, U., & Rädiker, S. (2020). Fokussierte Interviewanalyse mit MAXQDA: Schritt für Schritt. Springer VS.

Kuckartz, U., & Rädiker, S. (2022). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Beltz

Marchand, S. (2015). Nachhaltig entscheiden lernen : Urteilskompetenzen für nachhaltigen Konsum bei Jugendlichen. Julius Klinkhardt.

Sander, H., & Logos Verlag Berlin. (2017). Orientierungen von Jugendlichen beim Urteilen und Entscheiden in Kontexten nachhaltiger Entwicklung: eine rekonstruktive Perspektive auf Bewertungskompetenz in der Didaktik der Naturwissenschaft. Berlin: Logos. 

Pfeffer, A. (2023). Fleischkonsum und Nachhaltigkeit: Design eines Lernsettings für die Sekundarstufe 1 zur Förderung der Urteilskompetenz. Wien. doi: 10.25365/thesis.74238

Wagner-Kerschbaumer, R. (2023). Urteilen lernen: Annäherungen an ein Verständnis von Urteilskompetenz in der Ernährungs- und Verbraucherinnenbildung (EVB). Haushalt in Bildung & Forschung, 12(1), 113–126. doi: 10.3224/hibifo.v12i1.08

Woltran, F. (2020). Entwicklung von Urteilskompetenz: eine qualitative Studie zur Dilemma-Diskussion im Fachunterricht zum Themenfeld "Ernährung und Nachhaltigkeit". Wien. doi: 10.25365/thesis.65229.

Interdisziplinäres Fachdidaktikprojekt ‚NMR for Food Profiling‘

Die NMR-Spektroskopie ist eine der wichtigsten Methoden, um Strukturen von Molekülen in Lösung zu ermitteln. Den Nutzen von NMR in Bezug auf Lebensmittelanalysen entdeckten Oberstufenschüler*innen im Rahmen eines Experimentiertages, organisiert durch ein interdisziplinäres Fachdidaktikprojekt von Forscher*innen der Universität Wien und der Universität zu Köln. Für den ersten Teil des Projekts standen die jungen Teilnehmer*innen einen halben Tag lang in einem Labor der Fakultät für Chemie und analysierten hands-on die Zusammensetzung verschiedener Drinks mit Hilfe der NMR. 

Im zweiten Teil des Projekts werden sich die Oberstufenschüler*innen dann an der Fakultät für Lebenswissenschaften mit ihrem Konsumverhalten und den Wirkungen der untersuchten Drinks auseinandersetzen.

Hier der Link zum Video:  www.youtube.com/watch

Das Projekt „NMR for Food Profiling“ wird gefördert über den Hochschuljubiläumsfonds der Stadt Wien.

Für die Umsetzung des gesamten Projekts wurde ein interdisziplinäres Lernarrangement der Fächer Chemie und Ernährung/Verbraucher*innenbildung im Schülerlabor ELKE entwickelt.

Projektteam:

Assoz.Prof. Dr. habil. Claudia Angele (PI), Department für Ernährungswissenschaften/Zentrum für Lehrer*innenbildung, Universität Wien

Prof. Dr. Katharina Groß, Institut für Chemiedidaktik, Universität zu Köln

Assoz.Prof. Dr. Dennis Kurzbach, Institut für Biologische Chemie, Universität Wien

Tamina Malitz, BEd, Chemielehrerin BGRG 8, Wien & MEd Studentin Chemie (Unterrichtsfach), Universität Wien

Verena Biffl, BEd, MEd Studentin Haushaltsökonomie und Ernährung (Unterrichtsfach)

Third Mission Projekt BMBF „Innovative Hochschule“ (Bundesministerium für Bildung und Forschung, Deutschland)

Teilprojekt "Didaktische Servicestelle Ernährungsbildung" (Online-Servicestelle und face-to-face-Servicestelle für in der Ernährungsbildung tätige Lehrpersonen verschiedener Schularten und für pädagogisches Personal in schulischen und außerschulischen Settings)

Projektleitung (seit 01.02.2018 bis Ende 2022): AOR Ute Keßler, PH Weingarten und

Assoz. Prof. Dr. paed. habil. C. Angele, Universität Wien (Co-Leitung und wissenschaftliche Begleitung)Ergebnisse dieses Teilprojektes können Sie unter unserer Rubrik Lernmaterialien einsehen.